👏 Applaus hallt durch den Saal, als der große Scheck überreicht wird: 700 Euro, eine Urkunde und das verdient– denn Kemal Özdemir hat gewonnen. Von 800 eingesandten Texten wählte die Jury unter anderem seinen aus, weil er so ehrlich von der „städtisch-urbanen Wildnis“ seiner Arbeit erzählt – und warum er seine Ausbildung geliebt hat.
Kemal ist Kaufmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistung, er selbst nennt es spielerisch Postbote. „Vom Physikstudenten zum Postboten? Du verschwendest dein Potenzial!“, musste er sich oft anhören. „Was will man da überhaupt lernen?“ Doch Kemal waren die Meinungen anderer egal. Stattdessen lernte er, auf seine eigenen Bedürfnisse und Ideen zu vertrauen, sich auf Neues einzulassen und den Beruf zu lieben – mit all den kleinen und großen Momenten.
Du hast alles richtig gemacht
Eine heiße Tasse Kakao im Winter, die Hand voll Post im warmen Auto. Ein eiskaltes Getränk im Sommer- er hat sich seine Highlights selber gesucht. Immer wieder mitten im Stadtleben – und kein Tag so wie der letzte.
Charlotte Schubert vom Institut für Talententwicklung (IfT), die den Preis verlieh, fand treffende Worte: „Deine Geschichte handelt von einem Beruf, der dich zum Superhelden macht. Du hast alles richtig gemacht – denn jeder von uns träumt, ein Superheld zu sein.“
Für die Main-Post gab es eine große Urkunde. „Kemal ist ein Vorbild für alle zukünftigen Azubis“, sagt Schubert.
Aber auch viele haben Kemal zu diesem Weg ermutigt. Alexandra Köth, Leiterin der Personalentwicklung bei der Main-Post, drückte es so aus: „Wenn man Engagement hat und sich etwas traut, schafft man auch etwas.“ Oder sein Ausbilder Matthias Nussel: „Kemal war der Captain im Team. Klar musste man mal Fachliches erklären, aber sonst war er ein Selbstläufer.“

Kemal, 5 Platz beim vocatium Ausbildungspreis. Foto: Max Tischler
Einfach mal machen
Was der Preis für Kemal bedeutet? „Brutal viel!“. Meinte der Fünftplazierte. Er musste am eigentlichen Tag der Preisverleihung wegen eines Trauerfalls verreisen- der Preis erinnert ihn daran. An einen schweren Moment, aber auch daran, wie sehr sich Engagement lohnt und wie gerne er einfach „tut“ und „macht“.
Sein Rat an andere Azubis: „Sich für Neues und die Arbeit öffnen, Sachen annehmen. Einfach mal machen.“
Wir gratulieren Kemal zu dieser besonderen Leistung!
👉 Starte Deine Ausbildung bei der Main-Post einfach hier
Und das schreibt Kemal zu seinem Erfolg 💪
Text von Kemal Özdemir
„Postbote?! Du?“ „Vom Physikstudenten zur Fachkraft?“ „Vom Abiturienten zum Auszubildenden?“ „Du verschwendest doch dein ganzes Potenzial, wenn du diese Ausbildung anfängst!“
Niemand kommt auf die Welt und wünscht sich, eines Tages Postbote zu werden. Yep, that’s me! Traumberuf Postbote. Ein Widerspruch in sich, könnte man meinen. Eine Ausbildung zum Postboten muss man sich erstmal trauen. Man wird schließlich kein Feuerwehrmann, Polizist, geschweige denn Astronaut. Nein. Du bist am Ende deiner Ausbildung, wer hätte es gedacht, Postbote! Was will man da lernen? Wie man Briefe richtig in den Briefkasten steckt? Wie man Pakete richtig anhebt und ausliefert? Im Grunde genommen ja! Aber nicht nur das. Es gehört erstaunlich viel dazu und dementsprechend kann man erstaunlich viel falsch machen während seiner Tätigkeit. Du kennst das mit Sicherheit selbst. Dein Paket kommt zu spät, oder gar nicht erst an. Dein Nachbar händigt dir einen Brief mit deiner Anschrift aus, weil er im falschen Briefkasten gelandet ist. Oder du selbst hast einen Brief im Briefkasten, dessen Empfänger nicht existiert, längst umgezogen oder gar verstorben ist! (gruselig) Einer geschulten Fachkraft passiert so etwas nur in den seltensten Fällen.
Und genau da komme ich ins Spiel. Ich bin quasi ein Superheld im Dienstleistungssektor für Sendungen aller Art! Und du kannst das auch! Doch der Weg dahin ist steinig und asphaltiert. Um diese Ausbildung beginnen zu können, brauchst du nichts als einen Hauptschulabschluss. Führerschein hast du nicht? Kein Problem. Das erste Jahr wirst du ohnehin erst einmal mitfahren und dir die verschiedenen Routen, spezielle Kunden und sonstige ungewöhnliche sowie knifflige Besonderheiten in den verschiedensten Zustellungsbezirken anschauen und kennenlernen. Ich habe ganz besonders die flexiblen Pausen genossen. Draußen, ob ganz auf sich allein gestellt oder mit Arbeitskollegen, lassen sich zu jeder Jahreszeit die schönsten Arbeitsunterbrechungen gestalten. Mit einer heißen Tasse Kakao im kalten Winter oder einem kühlen Erfrischungsgetränk im Sommer. Du hast etwas vergessen? Kein Problem. Jeder Supermarkt ist schnell erreicht, da du ohnehin schon in der urbanen Wildnis unterwegs bist.
Aber ein Jahr lang Beifahrer sein? Ist das nicht langweilig? Das denkst du dir zurecht. Ich darf dich ermuntern. Wie in fast jeder Ausbildung wirst du abwechslungsreichen Blockunterricht in der Schule haben. Das ist fast wie Urlaub, wenn du im Unterricht gut mitmachst und dir die Sachen nicht nochmal zuhause anschauen musst. Einfache Mathematik wie Dreisatz- und Prozentrechnen und Standardfächer wie Politik und Gesellschaft oder Betriebs- und gesamtwirtschaftliche Prozesse begleiten dich durch zwei Jahre Ausbildung. Im besten Fall hast du in der Zwischenzeit auch schon deinen Führerschein gemacht.
Zu meinem Glück war ich schon etwas älter, hatte mein Abi in der Tasche, einen Führerschein und war sogar bereits im Physikstudium. Ich hatte eine orientierungslose Phase, in der ich nicht mehr wusste, was ich machen soll. Nach erfolgreichem Abbruch meines Studiums war mir klar, ich musste etwas tun. Aber wieso KEP? Ich wollte etwas weniger Anspruchsvolles und trotzdem ein wichtiger Teil der Gesellschaft sein. Seit Covid sind wir stärker auf unsere Postmänner und Postfrauen angewiesen, und da wurde mir klar: Eine Ära neuer Helden wurde geboren. Und ich wollte Teil davon sein!
Werde auch du ein Held!
Werde Postbote!